Village Life

Mai 03, 2017

Village Life

Für alle Menschen da draußen, die das lesen und möglicherweise Dorfkinder sind, seid mir nicht böse. Ich meine das gar nicht so. Und ja. Die nächsten Zeilen könnten riesige Spuren von Klischees beinhalten, aber als Berliner Pflanze ist das nunmal meine zugegebenermaßen vollkommen oberflächliche Binnensicht. Und es ist auch nicht so, als hätte ich selbst nicht irgenwie ein bisschen Dorferfahrung. Meine Großeltern hatten damals einen kleinen Bauernhof mitten im brandenburgischen Nichts und da habe ich in meiner Kindheit sehr gerne sehr viel Zeit verbracht. Als Jugendliche war mir das dann aber schnell alles viel zu uncool und natürlich langweilig.

Und da sind wir auch schon beim Stichwort: Langweilig. Jap, Dorfleben kann als Jugendlicher oder Erwachsener schon echt lame sein. Da gibt's eben keine fancy Raves, die drei Tage lang gehen, das nächste Kino ist nicht unbedingt um die Ecke und Bars gibt's sowieso nicht wie Sand am Meer. Was machen Dorfkinder also? Schön die abgeranzten Bushaltestelle oder den schon lange nicht mehr von Kindern bevölkerten Spielplatz entern und sich Drogen reinschmeißen. Oder einfach sinnlos mit lauter Mucke auf dem Fahrrad durch die Gegend fahren und sein Revier markieren. Die kreativeren Dorfkinder versuchen sich wenigstens an Graffiti oder machen einen auf coole Skater. Ja, ungefähr so stelle ich mir das jugendliche Dorfleben vor. Schon doof. Wie ich darauf komme?

Vor kurzem hat es uns für eine Lost Places-Tour nach Rüdersdorf – einem Dörfchen in Brandenburg verschlagen. Und da konnten wir genau diese Art von Jugendlichen hautnah beobachten. Aber hey, ich bin mir ganz sicher, dass es auch ganz eloquente tolle Dorfkinder gibt. Die hauen früher oder später aber vermutlich einfach ab. Wegen nicht-vorhandenen Arbeitsplätzen und so. Ihr wisst schon...

Natürlich waren wir nicht zum People-Watching da, sondern zum Fotografieren der ehemaligen Chemiefabrik in Rüdersdorf. Und dafür hat sich der Ausflug definitiv wieder gelohnt.