Nobody cares

Mittlerweile ist der Dokumentarfilms Citizenfour schon einen Monat draussen. Man hätte ja meinen können, dass die Debatte um die große Datenspionage seitens der NSA hätte wieder neu entfachen müssen. Einmal mundgerecht verarbeitetes Bildmaterial in einem ästhetischen Dokumentarstil besitzt eigentlich das Gewicht die Welle erneut zu erzeugen. Es dürfte selbst solche amüsieren, die eben nicht Stunden mit digitalen Material wie Interviews und Beiträgen im Netz verbringen. Es kann schon anstregend sein, eine 18 seitige PDF auf dem Smartphone oder Ebook-Reader zu lesen. Umso mehr könnte es aber einen verwundern, warum trotz der Alternative kein erneuter Aufschrei durch die Nation zieht. Ist es mittlerweile ein alter Hut?

In der Breaking News Generation mag es vielleicht ein alter Hut sein. Ein Hut, den sich niemand aufsetzen wollte, von dem niemand wirklich etwas wissen wollte. Es ist eine Sache die kommt und geht. So plötzlich wie die Ukrainekrise war sie da, erlebte ihren Berichterstattungshöhepunkt alà Fukushima und verläuft sich peu à peu im Datenfriedhof und reiht sich den ausgebrannten Meldungen wie MH370, syrischen Giftgas und Konsorten an. Ein Skandal ist es ja nicht mehr, vielleicht auch weil es nie einer für uns war? Es beschleicht einem das Gefühl, das es doch ganz egal ist, was mit privaten Informationen gemacht wird. Man steuert unbewusst seinen millionstel Prozent Daten dem kollektiven Datenpool bei und fühlt sich in Anbetracht der Größe so anonym wie noch nie. "Hei! Ein Glück trifft es nicht nur mich, sondern auch 79.999.999 andere Menschen in Deutschland auch!" Es ist wie bei einer Klassenarbeit, die die ganze Klasse schlecht abschneidet. Man bekommt nicht mal Ärger von Mutti, geschweige denn wird nicht mal das eigene Portemonnaie  erleichtert. Es klingelt keine Polizei an der Tür. Alles beim Alten ...eigentlich.     

Was ist also so schlimm daran?   

Edward Snowden (Zitat aus der oben verlinkten PDF):
 "Es geht um Freiheit. Wenn Leute sagen: 'Ich habe nichts zu verbergen', dann sagen sie eigentlich 'Meine Rechte sind mir egal'.

Versuchen wir doch mal ein aktuelleres Thema einzubeziehen. 25 Jahre schon währt die Erinnerung an den Mauerfall 1989. Erinnerung an ein verhasstes Regime. Ein Regime welches mit organisierter, massenhafter Spionage ein ganzes Volk in Schach gehalten hat. Großflächige Überwachung des Briefverkehrs, Ausspionieren der Wohnung, Anfertigung von Verhaltensmustern. Wo liegen die Unterschiede zu heute? Gehen wir deshalb nicht mehr auf die Straße, weil wir im Gegensatz zu damals überall hinreisen und die Banane selbst beim Späti nebenan kaufen können? Denn geldlich geht es uns ja nicht schlechter durch den Datenklau. Gefängnis droht uns auch nicht. Wo liegt also das Problem? Ich sage: genau darin! Wer sagt, dass nicht private Konversationen und Material auf dem PC dafür genutzt werden könnten? Morgen klingelt vielleicht doch die Polizei an der Tür, flattert eine Rechnung von der Musikindustrie ins Haus. Die Anklage fundiert auf Beweisen, die aus dem großen Datenpool gefischt werden. "Sie hatten Emailkontakt mit einem Raubkopierer! Neben peinlichen Tatsachen von Ihnen fanden wir eine Notiz in der steht, wie inkompetent die Polizei ist. Das ist Beamtenbeleidigung! Dazu haben wir zwischen den ganzen Nacktfotos von Ihnen und Ihrer Freundin eine von Youtube gezogene MP3 entdeckt! Ach, Ihre Freundin ist erst 17 Jahre alt auf den Bildern?!". Ist die Weitergabe an persönlichen Informationen schon so zum Alltäglichen geworden, dass wir garnicht mehr unterscheiden können, welche überhaupt noch wichtig sind?

Jetzt denken sicher einige: "Jetzt mal halblang! Ich habe das sicher nicht gewollt!" Die Frage ist nur: Hast du etwas dagegen unternommen? Oder hast du es einfach passieren lassen? Es ist nämlich nicht so, dass wir es den jeweiligen Institutionen nicht leicht gemacht hätten. Ob nun NSA mit Prism oder der GCHQ mit Tempora. Wir selbst haben die Verantwortung abgegeben. Das ist Fakt. Niemand wird uns freiwillig diese Verantwortung zurückgeben. Was also tun? 

Ich kann leider nur die alten Ratschläge wiederkäuen. Holt Euch Eure Integrität selbst zurück! Jeder steht in der eigenen Verantwortung, seine Daten zu schützen. Nutzt Verschlüsselungsprogramme, alternative und sicherere Emailserver und überlegt Euch was Ihr postet, bevor Ihr es postet. Anleitungen und kostenlose Software gibt es im Netz genug. Auch ich war zu nachlässig geworden und kann mich genau zu der Sorte Mensch zählen, an denen es einfach vorbeizog. Zukünftig werde ich versuchen, Anleitungen zu posten, die ebenso Euch dabei helfen könnten. Es kostet sicherlich seine Zeit sich einzuarbeiten. Die Frage ist nur, was ist es euch Wert? Letztendlich sehen wir uns nur noch so ein Film im Kino an und schmeißen danach kopfschüttelnd die Popcorntüte in den Korb. Nur ändern wollen wir es nicht. PS: Vielleicht werde ich mir den Film mal anschauen. Ihr wisst schon, um sich mal berieseln zu lassen.


Schützt Ihr Euch irgendwie oder hofft Ihr einfach, dass Euch schon nichts passiert?

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